
Auftakt in der Wandelbar
Am Samstagnachmittag luden die Gastgeber Rosa Reiter und Harry Reichenbach in der Wandelbar zu einer Vernissage. Zusammen mit den beiden Initiantinnen Renske Heddema und Hanneke Frühauf feierten sie den Auftakt zum Projekt «Powerstation Art», das während den nächsten 16 Jahren seinen Lauf nehmen wird
Debora Leuenberger
Die Vernissage vom letzten Samstag stand ganz im Zeichen der bildenden Kunst. Neben der Zeichnerin Linda Graedel, die für mehrere Schweizer Zeitungen wie den «Tages Anzeiger» und die «Weltwoche» und das Schweizer Fernsehen Zeichnungen anfertigt, präsentierten Renske Heddema und Hanneke Frühauf die Künstler Ursula Palla und Pascal Lampert. Linda Graedels Zeichnungen schmücken die Wände der Wandelbar. Sie liebt den Jazz – das lassen ihre Werke erkennen. Mit bunten Strichen bringt sie die Energie der Musik aufs Papier. «Es sind alles Dokumentationen, die mit Schweiss, Bier und lauter Musik entstanden sind», erzählt die gebürtige Amerikanerin lachend.
Die Schranken der Gesellschaft sprengen
Im Raum neben der Lounge der Wandelbar sind die Werke von Ursula Palla und Pascal Lampert zu bewundern. Was Ursula Palla macht, passt sehr gut zum Thema von «Powerstation Art», freuen sich Hanneke Frühauf und Renske Heddema. Die beiden Powerfauen der Stiftung «Duchartdesk» haben die Videoinstallation, die hier zu bewundern ist, bereits bei einer anderen Ausstellung gesehen und sie sich deshalb für Gstaad gewünscht. Ursula Palla will mit ihrer Kunst die Erwartungen sprengen, die an die Jungen und Mädchen – auch heute noch – gestellt werden. Das Video, das riesig an eine Wand projiziert wurde, zeigt zwei Jungen auf einem Sprungbrett, die sich scheinbar nicht zum Springen durchringen können. Durch das Zögern und die Angst vor dem Sprung ins kühle Nass zeigt die Künstlerin auf raffinierte Weise einen Teil des Erwachsenwerdens auf: die ständige Frage, welche Entscheidungen die richtigen sind. Auch das zweite Video, auf dem sich ein Mädchen auf einer Schaukel – scheinbar schön und brav – plötzlich mit einem lauten Knall im Weiss des Hintergrundes auflöst, zeigt ein Kind, das das Gegenteil von dem macht, was von ihm erwartet wird.
Räumliche Kunst, über die man schmunzeln darf
Pascal Lamperts Projekt hier in Gstaad hat nicht eigentlich das Thema des Dutchartdesk-Projekts aufgegriffen. Es ist mehr eine Auseinandersetzung mit dem Ort, an dem die Veranstaltung stattfindet. Seine Absicht ist es, relativ simpel etwas zu formulieren. Er spielt mit den Themen Kommen und Gehen. Er zeigt etwas Flüchtiges, etwas Temporäres, das doch dauerhaft ist – so wie vielleicht ein Feriengast, der nur einmal im Jahr an einem Ort ist, aber trotzdem ein Chalet besitzt. Mitten im Raum stehen zwei rote Campingtische, auf denen lauter Postkarten aus Gstaad liegen; auf ihrer Oberfläche stehen räumliche Gebilde, Häuser, Bauten – auch solche, die wohl nie in Gstaad gebaut werden. «Ich finde eine spielerische Komponente in meiner Arbeit wichtig, die in allen Beteiligten die Lust wecken soll, sich an solchen Vernetzungen zu beteiligen. Zudem soll meine Kunst auch ein Schmunzeln erlauben, vielleicht auch den Gedanken: was soll das eigentlich?».
Ein Projekt mit viel Unterstützung
Hanneke Frühauf und Renske Heddema danken bei ihrer Eröffnungsrede den drei Künstlern für ihr Engagement: «Ohne die Kunst wären wir nicht da, wo wir heute sind. Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass sie heute hier bei uns sind.» Auch Gemeindeschreiber Markus Iseli und Jules van Enckevort, Physiotherapeut aus Zweisimmen, gebührt ein grosser Dank; sie beide haben viel dazu beigetragen, dass das Projekt in Gstaad auf die Beine gestellt werden konnte.